Unterschied Pflichtenheft Lastenheft im Maschinenbau

Ein detaillierter Vergleich für erfolgreiche Projekte.
Pflichtenheft Lastenheft Maschinenbau

Unterschied Pflichtenheft Lastenheft im Maschinenbau

Worum geht es in diesem Artikel?

In der Welt komplexer technischer Projekte im Maschinenbau ist ein reibungsloser Start der Schlüssel zum Erfolg. Doch wie gelingt es, die oft vagen Ideen und Erwartungen eines Auftraggebers in ein klar verständliches, realisierbares Projekt, die funktionierende Maschine, umzusetzen? Genau hier treffen zwei entscheidende Werkzeuge aufeinander: das Lastenheft und das Pflichtenheft. Was auf den ersten Blick wie trockene Dokumentation erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als das Fundament jeder erfolgreichen Produktentwicklung. Sie sind weit mehr als nur bürokratische Pflicht – sie strukturieren Kommunikation, minimieren Risiken und schaffen ein gemeinsames Verständnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer. Der Artikel taucht tief ein in die Rolle, Struktur und Bedeutung dieser beiden Dokumente, verdeutlich den Unterschied Pflichtenheft Lastenheft im Maschinenbau. Ferner wird gezeigt, warum Pflichtenheft und Lastenheft für jedes professionelle Projekt im Maschinenbau unverzichtbar sind.

Der entscheidende Unterschied Pflichtenheft Lastenheft im Maschinenbau: Perspektive und Detailierungsgrad

Im Maschinenbau ist die

klare Trennung zwischen Lastenheft und Pflichtenheft

entscheidend für eine erfolgreiche Projektumsetzung. Auf den Unterschied Pflichtenheft Lastenheft wird in den folgenden Abschnitten detailliert eingegangen.

Gegenüberstellung der Kernaspekte

Beide Dokumente erfüllen unterschiedliche Funktionen, werden von verschiedenen Akteuren erstellt und unterscheiden sich deutlich in Perspektive, Detailtiefe und zeitlicher Einordnung im Projektablauf.

KriteriumLastenheftPflichtenheft
Wer erstellt es?AuftraggeberAuftragnehmer
Was ist der Fokus?Was soll erreicht werden? Wie wird es erreicht?
DetaillierungsgradGrobe, aber vollständige AnforderungslisteSehr detaillierte technische und organisatorische Planung
Zeitpunkt im ProjektzyklusFrühphase – Grundlage der AusschreibungNach Auftragserteilung – Beginn der Umsetzungsplanung
Zentrale FragenWas ist die Aufgabenstellung? Welche Ziele und Rahmenbedingungen sind zu erfüllen?Wie werden die Anforderungen konkret technisch umgesetzt?
Tabelle 1: Unterschied Pflichtenheft Lastenheft.

Das Lastenheft beschreibt die Anforderungen aus Sicht des Kunden. Es enthält keine Lösungsvorschläge, sondern legt fest, welche Funktionen, Leistungen und Rahmenbedingungen von der Maschine oder Anlage erfüllt werden müssen. Es dient u. a. der Ausschreibung, dem Angebotsvergleich und als Referenz für die Abnahme.

Das Pflichtenheft hingegen wird vom Auftragnehmer erstellt und beschreibt detailliert, wie diese Anforderungen technisch, funktional und organisatorisch umgesetzt werden. Hier werden Konstruktionsprinzipien, Steuerungskonzepte, Zeitpläne, Prüfmethoden und Schnittstellen im Detail ausgearbeitet. Es stellt die Grundlage für Konstruktion, Entwicklung und Fertigung dar und ist integraler Bestandteil des Projektmanagements auf Seiten des Lieferanten.

Unterschied Pflichtenheft Lastenheft
Bild 1: Pflichtenheft/Lastenheft im Maschinenbau erfolgreich umgesetzt?

In der Praxis ist eine

klare Abgrenzung beider Dokumente

essenziell. Sie stellt sicher, dass keine Missverständnisse entstehen und dass beide Parteien – Kunde und Lieferant – auf einer abgestimmten, nachvollziehbaren Grundlage zusammenarbeiten.

Unterschied Pflichtenheft Lastenheft im Maschinenbau

Das Lastenheft im Maschinenbau: Die Perspektive des Auftraggebers

Im Lastenheft formuliert der spätere Auftraggeber seine Vorstellungen mit den Anforderungen, die die Maschine erfüllen soll.

Inhaltliche Schwerpunkte eines typischen Lastenhefts

Die inhaltlichen Schwerpunkte sind individuell und hängen stets vom Auftraggeber im Maschinenbau ab. Trotzdem gibt es ein paar generelle Punke, die in der Regel wichtig sind. Auch dies verdeutlicht den Unterschied Pflichtenheft Lastenheft im Maschinenbau.

Klären und Präzisieren der Aufgabenstellung

Vor Beginn einer Planung sollte die Aufgabenstellung möglichst umfassend und vollständig geklärt werden, damit Ergänzungen und Korrekturen im Laufe der Bearbeitung auf das Notwendigste beschränkt bleiben.

Forderungen und Wünsche

Für die Anforderungsliste/Lastenhefte müssen die Ziele und Bedingungen durch Anforderungen in Form von Forderungen und Wünschen klar herausgearbeitet werden, weil sonst Fehlentwicklungen kaum vermeidbar sind.

Pflichtenheft Lastenheft
Abbildung 1: Auszug aus einem Lastenheft.

Man unterscheidet daher in

  • Forderungen, die unter allen Umständen erfüllt werden müssen. Ohne deren Erfüllung ist die Lösung keinesfalls akzeptabel. Gegebenenfalls sind Mindestanforderungen zu definieren.
  • Wünsche sollen nach Möglichkeit berücksichtigt werden, eventuell mit dem Zugeständnis, dass ein begrenzter Mehraufwand dabei zulässig ist. Dabei wird empfohlen, die Wünsche unter Umständen nach
    • hoher,
    • mittlerer und
    • geringer Bedeutung zu klassifizieren.

Diese Unterscheidung und Kennzeichnung ist auch wegen der späteren Beurteilung notwendig, weil beim Auswählen nach der Erfüllung der Forderungen gefragt wird, während beim Bewerten nur Varianten in Betracht kommen, die die Forderungen bereits erfüllen.

Quantität und Qualität

Ohne bereits eine bestimmte Lösung festzulegen, sind die Forderungen und Wünsche mit Quantitätsaspekten und Qualitätsaspekten aufzustellen. Erst dadurch ergibt sich eine ausreichende Information. Man differenziert:

  • Quantität: alle Angaben über Anzahl, Stückzahl, Losgröße und Menge, oft auch pro Zeiteinheit wie Leistung, Durchsatz, Volumenstrom, Definition von ppm usw.
  • Qualität: alle Angaben über zulässige Abweichungen und insbesondere Anforderungen wie Korrosionsbeständigkeit und weitere individuelle Aspekte usw.

Die Anforderungen sollen soweit als möglich durch Zahlenangaben präzisiert werden.

Wo das nicht möglich ist, müssen Beschreibungen/Aussagen

möglichst klar formuliert

werden. Das erleichtert spätere Überprüfungen durch erfahrene Sachverständige, falls es im Projektverlauf oder nach Abschluss des Projektes zu unterschiedlichen Auffassungen zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber kommt.

Besonders wichtige Hinweise auf Einflüsse, Absichten oder solche zur Durchführung können ebenfalls in die Anforderungsliste aufgenommen werden. Die

Anforderungsliste ...
... ist somit ein internes Verzeichnis aller Forderungen und Wünsche in der Sprache der Abteilungen, die die Konstruktion gedanklich erstellen und durchführen.

Auf diese Weise stellt die Anforderungsliste Ausgangspositionen dar. Sie wird im Idealfall stets auf neuestem Stand gehalten.

Merkmale der Anforderungsliste

Die Tabelle 2 zeigt, welche Merkmale in die Anforderungsliste/Lastenhefte aufgenommen werden sollten.

HauptmerkmalBeispiele
GeometrieDimensionen, Bauraum, Raumbedarf, Anordnung, Anschluß, Ausbau und Erweiterung
KinematikBewegungsart, Bewegungsrichtung, Geschwindigkeit, Beschleunigung
KräfteKraftgröße, Kraftrichtung, Statik, Dynamik, Schwingungen, Resonanzen, Gewicht, Last, Stabilität, Steifigkeit, Verformung
EnergieLeistung, Wirkungsgrad, Verlust, Reibung, Ventilation, Druck, Temperatur, Feuchtigkeit, Erwärmung, Kühlung, Speicherung, Arbeitsaufnahme, Energieumformung
StoffPhysikalische und chemische Eigenschaften des Eingangs- und Ausgangsprodukts, Hilfsstoffe, vorgeschriebene Werkstoffe, Materialfluss, Materialtransport
SignalEingangssignale, Ausgangssignale, Anzeigeart, Betriebsüberwachung, Signalform
SicherheitSicherheitstechnik, Schutzsysteme, Maschinenrichtlinie, Maschinenverordnung, Arbeitsschutz
ErgonomieBedienung, Übersichtlichkeit, Sicherheit des Bedienpersonals, Formgestaltung
FertigungEinschränkung durch Produktionsstätte, herstellbare Abmessungen, bevorzugtes Fertigungsverfahren, Fertigungsmittel, mögliche Qualität und Toleranzen
KontrollePrüfmöglichkeiten, Einhaltung gesetzlicher Vorschriften /Maschinenrichtlinie, Maschinenverordnung usw.) und Regeln (DIN, ISO, AD, usw.)
MontageZusammenbau, Einbau, Baustellenmontage, Fundamentierung
TransportBegrenzung durch Hebezeuge, Transportwege (Größe und Gewicht)
GebrauchLärm, Verschleiß, Einsatzort
InstandhaltungWartung (Anzahl, Zeitbedarf, …), Instandsetzung, Säuberung
RecyclingEntsorgung, Beseitigung, usw.
KostenMaximale Kosten, Werkzeugkosten, Ersatzteile, Investition und Armortisierung
TerminEntwicklungszeit, Inbetriebnahmezeitraum, Endabnahme
Tabelle 2: Hauptmerkmale einer Anforderungsliste.

Beim Klären der Aufgabenstellung sollen zunächst die notwendigen Funktionen und die bestehenden aufgabenspezifischen Bedingungen im Zusammenhang mit dem Energieumsatz, Stoffumsatz und Signalumsatz erfasst werden. Dies wird durch folgende Merkmale bewirkt: Geometrie-Kinematik-Kräfte-Energie-Stoff-Signal.

Am Ende muss sich der Autor des Lastenheftes fragen, ob alle Anforderungen erfasst wurden.

Klassische Fragestellungen sind:

  • Sind alle Anforderungen mit Quantitätsangaben und Qualitätsangaben festgelegt?
  • Welchen Zweck muss die Lösung erfüllen?
  • Welche Eigenschaften muss die Lösung aufweisen?
  • Welche Eigenschaften darf die Lösung nicht haben?
  • Sind bei der Erstellung des Lastenheftes alle Forderungen und Wünsche an die Maschine klar herausgearbeitet?
  • Sind die Wunschanforderungen klar klassifiziert nach Wünschen mit hoher, mittlerer und geringer Bedeutung?

Danach erfolgt die Ordnung der Anforderungen:

Hauptaufgabe und charakteristische Hauptdaten müssen im Vordergrund stehen.

Danach wird nach erkennbaren

  • Teilsystemen,
  • Funktionsgruppen,
  • Baugruppen

gegliedert.

Für diese Untergruppen werden ebenfalls die Anforderungen definiert.

Wenn das erfolgt ist, ist es ratsam, nach einiger Zeit Rückmeldungen, Einwände und Ergänzungen zu prüfen und in die Anforderungsliste des Lastenheftes einzuarbeiten.

Erst wenn das Ziel

hinreichend geklärt

ist und die handelnden Personen der Auftraggeberin die Auffassung vertreten, dass das Produkt klar definiert ist, kann bei potenziellen Lieferanten mit dem erstellten Lastenheft angefragt werden.

Ganz wesentliche Aspekte für die Anforderungsliste in Lastenheft sind:

Selbstverständlichkeiten werden nicht aufgenommen.

Vielmehr ist es wichtig darauf zu achten, dass

möglichst präzise formuliert

wird.

Projektrahmenbedingungen im Lastenheft Maschinenbau

Die Projektrahmenbedingungen bilden das organisatorische Rückgrat eines Maschinenbauprojekts. Sie definieren verbindliche Vorgaben in Bezug auf Zeit, Inhalt, Zuständigkeiten und Qualitätsansprüche. Eine präzise Beschreibung dieser Rahmenbedingungen im Lastenheft ist essenziell, um

eine klare Erwartungshaltung zu schaffen, Risiken zu minimieren und die Projektziele termingerecht und wirtschaftlich zu erreichen.

Zeitplan und Meilensteine

Ein strukturierter Zeitplan stellt sicher, dass alle Projektphasen – von der Planung bis zur Inbetriebnahme – in einem realistischen und koordinierten Ablauf durchgeführt werden. Der Plan enthält

Schlüsseltermine und Meilensteine,

die als Kontrollpunkte für den Projektfortschritt dienen. Typische Meilensteine im Maschinenbau sind:

  • Konzeptfreigabe,
  • Konstruktionsfreigabe,
  • Fertigungsbeginn,
  • Beginn der Montage,
  • Start der Inbetriebnahme,
  • Abnahme durch den Auftraggeber.

Die Einhaltung dieser Termine wird regelmäßig überprüft. Zeitliche Abweichungen sind frühzeitig zu kommunizieren und mit geeigneten Gegenmaßnahmen zu hinterlegen.

Lieferumfang und Verantwortlichkeiten

Der Lieferumfang beschreibt alle durch den Auftragnehmer zu erbringenden Leistungen und Produkte. Dazu zählen unter anderem:

  • Konstruktion und Auslegung mechanischer und elektrischer Komponenten,
  • Fertigung und Beschaffung von Baugruppen,
  • Endmontage und Inbetriebnahme,
  • Erstellung der technischen Dokumentation,
  • Durchführung von Schulungen.

Der Auftraggeber ist für die Bereitstellung von produktionsspezifischen und standortspezifischen Informationen sowie der Infrastruktur verantwortlich (z. B. Medienanschlüsse, Hallenlayout, Sicherheitsvorgaben).

Die Verantwortlichkeiten sind klar zu definieren, um Schnittstellenprobleme zu vermeiden. Jede Aufgabe muss eine verantwortliche und entscheidungsbefugte Instanz haben.

Akzeptanzkriterien

Die Abnahme des Projekts erfolgt nur bei vollständiger Erfüllung definierter Akzeptanzkriterien. Diese umfassen sowohl funktionale als auch qualitative Anforderungen und sind

objektiv messbar.

Wichtige Kriterien sind:

  • Einhaltung der technischen Spezifikation und Leistungsanforderungen,
  • Durchführung und Bestehen aller Funktions- und Sicherheitstests,
  • Vollständigkeit der Dokumentation gemäß rechtlicher Anforderungen (zum Beispiel Maschinenrichtlinie 2006/42/EG und künftig Maschinenverordnung 2023/1230 usw.) und Kundenvorgaben,
  • erfolgreicher Abschluss definierter Abnahmetests.

Die Erfüllung dieser Kriterien ist

Voraussetzung für die Projektabnahme.

Das Pflichtenheft im Maschinenbau: Die Antwort des Auftragnehmers

Definition und Zweck des Pflichtenheftes

Das Pflichtenheft stellt im Maschinenbau die

verbindliche Umsetzungsspezifikation des Auftragnehmers

dar. Es beschreibt detailliert, wie die im Lastenheft formulierten Anforderungen technisch und organisatorisch umgesetzt werden sollen. Das Lastenheft definiert vor allem die Ziele, Funktionen und Rahmenbedingungen aus Sicht des Auftraggebers. Das

Pflichtenheft ...
... legt die Lösungswege aus Sicht des Auftragnehmers fest.

Im Zentrum des Pflichtenhefts steht die

Beschreibung des technischen Lösungsansatzes.

Es beantwortet die Frage, mit welchen

  • Mitteln,
  • Methoden und
  • Technologien

die Anforderungen erfüllt werden. Dies umfasst unter anderem konstruktive Konzepte, Steuerungsstrategien, eingesetzte Komponenten, Softwarearchitekturen, Sicherheitslösungen und Schnittstellenkonzepte.

Unterschied Pflichtenheft Lastenheft Maschinenbau
Bild 2: Ist das Pflichtenheft im Maschinenbau erfolgreich umgesetzt?

Typische Inhalte eines Pflichtenhefts sind:

  • Systemübersicht und technische Architektur,
  • Beschreibung der Funktionsweise von Baugruppen und Teilsystemen,
  • Auswahl und Begründung technischer Komponenten,
  • Schaltpläne, Ablaufbeschreibungen, Taktzeiten und Zyklusdiagramme,
  • Sicherheitskonformität und
  • Normenkonformität,
  • Prüfkonzepte und Tests.

Der Zweck des Pflichtenhefts liegt in der detaillierten Planung, Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Umsetzung. Es bildet die Grundlage für die interne Konstruktion und Entwicklung, dient aber auch dem Auftraggeber zur Prüfung, ob seine

Anforderungen korrekt verstanden und adäquat gelöst werden.

Zudem ist das Pflichtenheft ein wesentliches Referenzdokument für die spätere Abnahme des Projekts:

Nur was im Pflichtenheft definiert ist, gilt als verbindlich vereinbart.

Daher wird es in der Regel von beiden Parteien freigegeben und kann bei Abweichungen vertraglich relevant sein.

Inhaltliche Schwerpunkte eines typischen Pflichtenheftes

Ein Pflichtenheft im Maschinenbau stellt die technische und organisatorische Ausarbeitung der im Lastenheft formulierten Anforderungen dar. Es dient als detaillierte Planungs- und Umsetzungsgrundlage für Konstruktion, Entwicklung und Fertigung. Dabei gliedert sich das Pflichtenheft in mehrere zentrale inhaltliche Bereiche.

Technische Spezifikationen

Der wichtigste Teil des Pflichtenhefts umfasst die technischen Details der Lösung. Dazu zählen:

  • Konstruktionszeichnungen die die mechanische Auslegung der Maschine beschreiben, einschließlich aller relevanten Maße, Materialien und Toleranzen.
  • Auswahl der Komponenten und Materialien, mit Angaben zu Herstellern, Typen, Leistungsdaten usw..
  • Steuerungstechnik und Softwarekonzepte
  • Schnittstellenspezifikationen, sowohl mechanisch als auch elektrisch/digital, um die Integration in übergeordnete Systeme sicherzustellen.
Realisierungsplanung

Ein weiterer zentraler Bestandteil ist die Planung der Umsetzung:

  • Ein Projektstrukturplan unterteilt das Gesamtprojekt in überschaubare Arbeitspakete mit klaren Zuständigkeiten.
  • Der zeitliche Ablaufplan enthält Meilensteine, Starttermine und Endtermine für jede Phase, sowie kritische Pfade.
  • Eine Ressourcenplanung gibt an, welche personellen, technischen und finanziellen Mittel erforderlich sind.
Qualitätsmanagement und Prüfverfahren

Zur Sicherstellung der geforderten Qualität definiert das Pflichtenheft:

  • Qualitätsstandards (z. B. nach DIN ISO, Werksnormen oder Kundenvorgaben).
  • Test- und Prüfverfahren, etwa für Funktions-, Belastungs- und Sicherheitstests, die deutlich detaillierter beschrieben sind als im Lastenheft.
  • Abnahmekriterien, die für jede Baugruppe und Funktion dokumentiert und überprüfbar festgelegt werden.
  • Dokumentationsanforderungen, z. B. in Bezug auf Prüfprotokolle, CE-Kennzeichnung oder Risikoanalysen.
Service und Wartung

Um einen langlebigen Betrieb der Maschine sicherzustellen, enthält das Pflichtenheft auch Aussagen zu:

  • Wartungsintervallen und Wartungsanleitungen, inklusive empfohlener Werkzeuge und Tätigkeiten.
  • Ersatzteillisten mit Bestellinformationen, Lagerempfehlungen und Austauschhinweisen.
  • Schulungskonzepten für Bedienpersonal, Wartungspersonal und Instandhaltungspersonal, einschließlich geplanter Schulungsinhalte und Schulungsformate.

Die Bedeutung des Zusammenspiels von Lastenheft und Pflichtenheft

Das reibungslose Zusammenspiel von Lastenheft und Pflichtenheft ist im Maschinenbau ein

wesentlicher Erfolgsfaktor für die Entwicklung und Realisierung technisch komplexer Projekte.

Beide Dokumente greifen ineinander und bilden gemeinsam das Fundament für eine zielgerichtete und verlässliche Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer.

Damit ist das Pflichtenheft eine direkte Reaktion auf das Lastenheft. Beide müssen inhaltlich und logisch konsistent aufeinander abgestimmt sein.

Ein gemeinsames Verständnis der Projektziele ist dabei unerlässlich.

Der Auftragnehmer muss die Anforderungen aus dem Lastenheft nicht nur formal erfassen, sondern auch im technischen und wirtschaftlichen Kontext richtig interpretieren. Dazu gehören regelmäßige Rücksprachen, präzise Klärungen und eine strukturierte Dokumentation.

Zentral für den Projekterfolg ist, dass Verantwortlichkeiten, Zuständigkeiten und Leistungsumfänge klar definiert sind. Nur so können Missverständnisse, Mehrfacharbeiten oder Lücken im Projektverlauf vermieden werden. Ebenso wichtig ist, dass beide Dokumente gemeinsam die Grundlage für Abnahme, Gewährleistung und etwaige Nachforderungen bilden – was nicht eindeutig vereinbart wurde, kann später zu Konflikten führen.

Typische Fallstricke im Zusammenspiel

In der Realität treten oft Probleme auf. Das hat unterschiedliche Gründe:

  • Unklare oder unvollständige Formulierungen im Lastenheft führen zu Interpretationsspielräumen im Pflichtenheft und bergen ein hohes Fehlerrisiko.
  • Fehlende oder unzureichende Spezifikationen, z. B. bei Schnittstellen, Toleranzen oder Umgebungsbedingungen, erschweren eine präzise Umsetzung.
  • Widersprüchliche Anforderungen, die zu Zielkonflikten führen.
  • Mangelnde Kommunikation zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer – insbesondere in frühen Projektphasen – verhindert ein gemeinsames Lösungsverständnis.
  • Informelle Änderungen, etwa durch Telefonate oder E-Mails ohne formale Dokumentation, erzeugen Intransparenz und rechtliche Unsicherheiten.

Ein professionelles Änderungsmanagement, transparente Kommunikation und die konsequente Pflege beider Dokumente im Projektverlauf sind deshalb essenziell. Nur wenn Lastenheft und Pflichtenheft kontinuierlich aufeinander abgestimmt und bei Bedarf gemeinsam aktualisiert werden, lassen sich Projekte im Maschinenbau erfolgreich, effizient und konfliktfrei realisieren.

Fazit

Das strukturierte Zusammenspiel von Lastenheft und Pflichtenheft ist im Maschinenbau eine zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Planung und Umsetzung technischer Projekte. Während das Lastenheft die Anforderungen, Ziele und Rahmenbedingungen aus Sicht des Auftraggebers definiert, stellt das Pflichtenheft die detaillierte Antwort des Auftragnehmers dar, wie diese Vorgaben technisch realisiert werden.

Beide Dokumente unterscheiden sich klar hinsichtlich ihrer Perspektive, ihres Detaillierungsgrads und ihrer Entstehungsphase im Projektzyklus. Ein systematisch erstelltes Lastenheft schafft Transparenz und Vergleichbarkeit in der Ausschreibungsphase, während das Pflichtenheft die Grundlage für Konstruktion, Entwicklung, Montage und Abnahme bildet.

Ein besonderes Augenmerk ist auf das Zusammenspiel beider Dokumente zu legen: Nur wenn Anforderungen klar formuliert, vollständig spezifiziert und zwischen den Parteien abgestimmt sind, können Missverständnisse, Fehlentwicklungen und Nachforderungen vermieden werden. Typische Fehlerquellen wie unpräzise Formulierungen, widersprüchliche Vorgaben oder informelle Änderungen lassen sich durch professionelle Kommunikation und ein wirksames Änderungsmanagement deutlich reduzieren.

Letztlich gilt: Ein

eindeutiges Lastenheft und ein fachlich fundiertes Pflichtenheft

sind nicht nur Dokumentationswerkzeuge, sondern

strategische Erfolgsfaktoren von der Projektidee bis zur Abnahme

und darüber hinaus. Sie fördern die technische Qualität, Termin- und Kostensicherheit sowie die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer.

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